Was heißt eigentlich DIÄT?

„Auf Diät sein“ klingt ein bisschen so wie „auf Bewährung sein“: Nachdem man es etwas zu arg getrieben hat, muss man sich jetzt zwangsweise zurückhalten und vor dem Rückfall in alte Verhaltensmuster hüten. Das ist natürlich ein überspitzter Vergleich, aber das Grundproblem der meisten Diäten besteht tatsächlich darin, dass wir sie uns wie eine Strafe für vergangene Verfehlungen auferlegen. Das hat mit dem ursprünglichen Sinn des Wortes „Diät“, das auf Hippokrates zurückgeht, wenig zu tun. Wenn Hippokrates von der diätischen Kunst spricht, dann meint er damit zweierlei: erstens eine langfristig gesunde Lebensordnung, zu der neben einer guten Ernährung immer auch ausreichend Bewegung und Erholung gehören. Zweitens eine Ernährungsweise, die gemäß dem hippokratischen Grundsatz, „lasst eure Heilmittel eure Nahrungsmittel und eure Nahrungsmittel eure Heilmittel sein“, zur Prävention und Therapie von Krankheiten beiträgt. In diesem Sinne spricht Hippokrates beispielsweise davon, „eine sich anbahnende Krankheit früh zu erkennen und sie durch geeignete diätische Maßnahmen zu bekämpfen, bevor sie akut wird.“

Wie aktuell der Ansatz von Hippokrates ist, zeigt eine Studie, die 2019 in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „Lancet“ publiziert worden ist. Sie kommt zu dem Schluss, dass allein in Deutschland 10 % aller vorzeitigen Todesfälle durch eine gesündere Ernährung hätten vermieden werden können. Aber nicht nur in präventiver, sondern auch therapeutischer Hinsicht kann eine langfristige Ernährungsumstellung in Kombination mit ausreichend Bewegung und Erholung viel bewirken. Beispielsweise können sich Verengungen von Herzkranzarterien nach 32 Monaten einer strengen pflanzenbasierten Diät wieder zurückbilden – ganz ohne chirurgische Eingriffe und Medikamente.

Betrachten Sie die Nahrungsmittel als präventive Heilmittel. Es ist eine wissenschaftlich fundierte Tatsache, dass eine gute Ernährung nicht nur das Krankheitsrisiko reduziert, sondern auch die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit – bis ins hohe Alter – optimiert. Genau darum ging es Hippokrates, als er vor 2.500 Jahren den Begriff der „Diät“ prägte, und darum sollte es uns heute auch wieder verstärkt gehen. Wenn Sie sich die richtigen Fragen stellen, bevor Sie eine Diät machen, wird sie auch funktionieren. Fragen Sie nicht: Was kann ich tun, um meinem optischen Ich-Ideal möglichst schnell möglichst nahe zu kommen? Fragen Sie: Was kann ich durch meine Ernährung dafür tun, damit ich die nächsten zehn Jahre möglichst gut lebe? Damit ich von Krankheiten möglichst verschont bleibe? Damit ich mich in meinem Körper wohl fühle? Damit mein Geist frisch bleibt? Damit ich genug Energie habe, um das zu tun, was ich tun will!

Auszug aus dem Buch ANSTIFTUNGEN ZUM GUTEN LEBEN von Karen Plättner und Abdullah Sinirlioglu: ZUM SHOP

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